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"Die Aorta lässt sich nicht abgrenzen"

Die Hauptschlagader soll jetzt als Organ gelten - der Chef-Gefäßchirurg am HGZ betont jedoch deren übergeordnete Funktionen.

Bad Bevensen. Jeder Mensch soll ab sofort ein Organ mehr haben: die Aorta. So jedenfalls haben es die Europäische Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) und ihr US-amerikanisches Pendant, die Society of Thoracic Surgeons (STS), in der neuen Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Aortenerkrankungen festgelegt. Gemeinsam empfehlen die beiden Fachgesellschaften mit herzchirurgischem Schwerpunkt in besagter Leitlinie: Die Versorgung der Aorta möge in einem eigenen Fachgebiet gebündelt werden. Bislang sei es nämlich üblich, dass Erkrankungen der Aorta – je nach Lage und Art – entweder in der Herzchirurgie oder in der Gefäßchirurgie behandelt würden. Nicht so im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen.

„Diese Bündelung von Kompetenzen ist bei uns gelebte Praxis“, erklärt Dr. Thomas Nolte, Direktor des Gefäßzentrums am HGZ. Hier wurde sogar ein interdisziplinäres Aorten-Team etabliert, um der Komplexität und lebenswichtigen Bedeutung von Aortenerkrankungen mit konzentrierter Expertise Rechnung zu tragen. Herz- und Gefäßspezialisten arbeiten hier Hand in Hand zusammen. Eine umfassende Diagnostik und Therapie aller akuten und chronischen Erkrankungen der Hauptschlagader nach den neuesten medizinischen Standards rund um die Uhr zu gewährleisten – das ist ihr erklärter Anspruch.

Komplexe Krankheitsbilder, die beide Fachgebiete betreffen, werden im Aorten-Team gemeinsam besprochen, für jeden Patienten wird ein individueller Behandlungsplan erstellt und fächerübergreifend erfolgt auch die Therapie. „Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist auch bei uns auf Chefarzt-Ebene geübte Praxis“, betont Dr. Thomas Nolte. So beurteilen er und sein Kollege der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie, Chefarzt Professor Dr. Gerhard Wimmer-Greinecker, regelmäßig gemeinsam Patienten und deren Erkrankungen und stimmen sich über die jeweils bestmögliche Therapieoption ab.

Bislang galt die Aorta als das zentrale Blutgefäß im Körperkreislauf – eben als Hauptschlagader. Für Dr. Thomas Nolte bleibt sie das auch. „Die Aorta als Organ zu bezeichnen, das verwirrt nur“, findet er. „Denn per Definition stellt ein Organ eine ‚abgegrenzte Funktionseinheit‘ dar. Doch die Aorta ist weitaus mehr als das.“

Nicht nur die Hormonabgabe der Gefäßwand steht im engen Zusammenspiel mit allen Organen im Körper. Ein anderes Beispiel für vielfache Wechselwirkung sei der sogenannte Windkesseleffekt, der durch die Elastizität der Aortenwand hervorgerufen wird: Er sorgt dafür, dass der durch den Herzschlag zunächst in einzelnen Stößen entstehende Blutstrom in der Aorta in einen gleichmäßigeren Blutfluss geglättet wird. Damit ist diese Windkesselfunktion wichtig für die Aufrechterhaltung des Blutdrucks und den Schutz der abhängigen Organe, vor allem Herz, Nieren und Gehirn. „Und beim Thema Aorta und Herz sind dann wiederum die Kardiologen mit im Boot“, bringt Dr. Nolte eine weitere hochspezialisierte Einheit in der interdisziplinären Zusammenarbeit am HGZ ins Spiel.

Für den Gefäßchirurgen steht unterm Strich fest: „Die Aorta lässt sich nicht abgrenzen.“ Und damit hat sie etwas mit den unterschiedlichen Disziplinen im HGZ Bad Bevensen gemeinsam: Ihre gebündelten Expertisen machen dieses hochspezialisierte Zentrum aus und ermöglichen es, jedem Patienten das für ihn bestmögliche Therapiekonzept anzubieten. Über alle Fachgebietsgrenzen hinaus.